Patrik Fuchs
Songs of Darkness - Songs of Light

Ausstellung:
13. Mai bis 25. Juni 2022

Vernissage:
Donnerstag, 12. Mai 2022, 18.30 Uhr
Einführung durch Gwendolyn Fässler, Kunsthistorikerin

Artist Talk:
Samstag, 21. Mai 2022, 15 Uhr
Moderiert durch Vivienne Heinzelmann, Kunsthistorikerin & Projektleiterin bei Network of Arts

Finissage:
Samstag, 25. Juni 2022, 13 bis 17 Uhr

Öffnungszeiten:
Do 18 - 20 Uhr, Fr/Sa 13 - 17 Uhr
oder nach Vereinbarung


Songs of Darkness – Songs of Light
Die Sonate von Vinteuil ist ein fiktives Musikstück aus Marcel Prousts Romanprojekt "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit". Der Roman erzählt die Geschichte von Charles Swann, der bruchstückhafte und traumhafte Erinnerungen an eine Sonate hat, die von der fiktiven Figur Vinteuil komponiert wurde. Durch diese Erinnerungen wird Swann an eine bestimmte Beziehung erinnert. Die im Roman beschriebene Sentimentalität ist der Versuch des Autors, Erinnerungen an einen mit einer Person (dem Klavierspieler) verbrachten Moment wachzurufen.
Patrik Fuchs fängt fotografisch Platzhalter von Erinnerungen ein - persönliche Erinnerungsstücke, die gleichzeitig auf die Zugehörigkeit einer Generation und eines Ortes verweisen - besondere Momente, die der Fotograf mit seinen Familienmitgliedern erlebt hat.
Fuchs hat diese Erinnerungsstücke auf einem Drehteller mit langer Belichtungszeit fotografiert, wodurch die Umrisse dieser Formen verschwimmen, und verschiedene Farbschlieren entstehen, die wie eine schemenhafte Erinnerung auf der Bildoberfläche erscheinen.
Die Unschärfe der eigenen selektiven und emotional verwobenen Erinnerung überlagert sich mit der technischen Unschärfe der Fotografie. 
Die dokumentarische Qualität des Mediums Fotografie wird durch das Einfangen verschwommener Erinnerungen an eine ihrer Grenzen geführt. Indem Erinnerungsfragmente fotografiert werden, werden sie zu begehbaren sentimentalen Objekten. Doch aus der Unschärfe heraus bilden sich Erinnerungen, so wie in Swanns Gedächtnis nur eine Notenfolge der Sonate unwillkürlich an die Oberfläche gelangte. Ann-Kathrin Eickhoff

Ghost Songs
Jedes Mal, wenn wir uns an ein Erlebnis erinnern, verändert sich ihre Form. Unsere aktuelle Stimmungen, neue Erkenntnisse oder Urteile werden zu unseren vergangenen Eindrücken hinzugefügt. Je grösser und bedeutender die zeitliche Entfernung zum ursprünglichen Ereignis, umso magischer und überzeugender wird sein innerer Widerhall. Die zahllosen Nachklänge gedanklicher Souvenirs bilden den Akkord unserer ureigenen Entstehungsgeschichte.
Patrik Fuchs lauscht in jenen unendlichen Raum, in welchem Erlebtes zwischen Traum und Wirklichkeit oszilliert, wo sich individuelle Eigenart selbst versichert und kollektive Mythen ihren Resonanzraum finden. Dafür verwendet er persönliche Memorabilia:
Familienfotos, Plüschtiere, Spielsachen, Liebesbriefe, Kleidungsstücke oder Ferien- Mitbringsel, die er auf einem Plattenteller drehen lässt. Es sind Objekte eines Digital Immigrants aus dem Schweizer Mittelstand, die vor der Kamera ihre Kreise ziehen.
Fuchs persönlich-repräsentative Auswahl von Gegenständen folgt der Tradition der Zeitkapseln, welche der Zukunft von einer entschwundenen Gegenwart erzählen.
Die Objekte bleiben als leuchtendes Summen, Eindruck des Vergänglichen sichtbar. Es sind fotografische Tonspuren, welche das Individuelle transzendieren. Es entstehen Stimmungsbilder und visuelle Klangräume, in denen auch die Vergangenheit und die Vergänglichkeit der Betrachtenden einen Ort und Ausdruck finden. Diese evozierten fremden Erinnerungen können in Fuchs“ Aufnahmen verweilen oder aufgesogen und in jene diffuse Sphäre geschleudert werden, welche alles Erinnerte umgibt und alles Vergessene bewahrt. Fabian Scherrer

Songs of Darkness - Songs of Light Nr. 22, 2021 © Patrik Fuchs

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